„Datenschutz bedeutet, Innovation mitzugestalten“

Herr Gladbach, wenn Sie im Internet auf die „Cookie-Frage“ stoßen, wie reagieren Sie – lehnen Sie grundsätzlich ab, oder beschäftigen Sie sich mit dem, was dort abgefragt wird? Ich lehne regelmäßig ab. Oft dauert es länger, sich mit diesen Dingen auseinanderzusetzen, als die aufgerufene Website zu nutzen. Das ist unbefriedigend, zeigt aber exemplarisch das Spannungsfeld zwischen gesetzlicher Anforderung und der Lebenswirklichkeit.

Oft sind Informationen zum Umgang mit Daten nur versteckt und über Umwege für die Nutzenden herauszulesen. Ärgert Sie das? Ich würde es begrüßen, wenn wir alle grundsätzlich positiver mit diesen Hinweisen umgehen, sie nicht als notwendiges Übel betrachten würden. Das sind sie nicht. Daten sind kostbar und entscheidend, um das digitale Zeitalter zu gestalten – und zu erleben. Bei Audi versuchen wir daher, deren Schutz und Sicherheit möglichst transparent und nachvollziehbar wiederzugeben.

Sie unterscheiden zwischen Datenschutz und -sicherheit. Worin liegt der Unterschied? Die Datensicherheit meint den Schutz der gespeicherten Daten vor Verlust, Diebstahl oder Manipulation. Datenschutz verspricht denjenigen, die einem Unternehmen ihre persönlichen Daten für einen bestimmten Zweck anvertrauen, dass diese auch nur für diesen Zweck genutzt werden. Datenschutz wird daher häufig auch als Schutz der Privatsphäre und der Privatautonomie verstanden. Das ist im Übrigen nicht neu, nur weil die digitale Vernetzung immer wichtiger wird. Datenschutz war bei Audi schon immer wichtig. Er wird nur zunehmend komplexer.

Einerseits lehnen viele die Einwilligung zur Datenerhebung oft reflexartig ab. Andererseits werden täglich Millionen Fotos auf Social-Media-Plattformen hochgeladen. Ein Widerspruch? Daten geben Kund_innen dann bereitwillig ab, wenn sie davon einen unmittelbaren Nutzen haben. Stellt man ein Foto ins Netz, bekommt man oft schnell eine Reaktion. Stimmt man der einen oder anderen Nutzung zu, mag das Feedback weniger unmittelbar sein. Da geht es wie gesagt auch um Transparenz. Man kann aber schon feststellen, dass wir als Gesellschaft nur bedingt und kulturell unterschiedlich auf das vorbereitet sind, was das Zeitalter der Digitalisierung bietet. Gesetzgeber weltweit reagieren darauf mit immer neuen und strengeren Gesetzen und Vorgaben. Unter anderem sind die Sanktionsmaßnahmen, beispielsweise Bußgelder bei Verstößen gegen den Datenschutz, für Unternehmen signifikant angestiegen. Der Schutz der Privatsphäre ist also schon längst nicht mehr ein allein deutsches oder europäisches Ziel.

Und wie reagieren die Nutzenden? Sehen Sie eine Entwicklung? Audi ist der Datenschutz sehr wichtig. Jede einzelne Verwendung von persönlichen Daten wird bei uns genau überprüft. Aber natürlich erreichen uns regelmäßig Anfragen von Nutzer_innen. Das ist völlig normal. Und auch diese Anfragen werden komplexer, weil unsere Kund_innen auch immer informierter werden. Daraus lässt sich ein tiefer werdendes Verständnis ableiten. Und das begreifen wir als Chance.

Als Chance wofür? Um in den Dialog zu treten, Missverständnisse oder Vorbehalte auszuräumen. Es ist hier ähnlich wie bei klassischen Produkten: Zufriedene Kund_innen sind Multiplikatoren, und je größer das Vertrauen in den sorgsamen Umgang mit den uns zur Verfügung gestellten Daten ist, desto stärker wird die Position im Wettbewerbsumfeld. Vertrauen ist essenziell für die Zukunft. Daten sind der Treiber einer modernen Mobilität.

Audi bietet immer mehr digitale Services und Angebote: An welcher Stelle kommen Sie, kommt der Datenschutz dabei ins Spiel? Datenschutzbeauftragte haben schon per Gesetz den Auftrag, Geschäftsideen der verantwortlichen Fachbereiche zu ermöglichen, nicht zu verhindern. Datenschutzgesetze sehen es durchaus auch als legitim an, mit der Nutzung von personenbezogenen Daten Geld zu verdienen. Das bedeutet, dank und nicht trotz des Schutzes personenbezogener Daten, Geschäftstätigkeit und Innovation zu ermöglichen. Und so ebnen wir früh im Prozess den Weg, damit das Produkt gemäß unseren Ansprüchen an den Datenschutz marktreif wird und Kund_innen ihre Erfahrung mit einem guten Gefühl erleben können.

Müssen Sie auch mal bremsen, oder öffnen neue digitale Produktideen manchmal den Weg für Veränderungen der Gesetzeslage? Gesetze und Rechtsprechung hinken mitunter der gesellschaftlichen und technologischen Entwicklung hinterher. Gesetze bieten allerdings in der Regel immer auch einen Auslegungsspielraum. Es ist also durchaus möglich, dass durch Innovation auf Unternehmensseite „alte“ Normen an die „neue“ Lebenswirklichkeit angepasst werden können. Wir sind daher auch immer im Austausch mit den zuständigen Aufsichtsbehörden, um die Ideen unserer Kolleg_innen aus den Fachbereichen abzusichern.

Wenn digitale Angebote immer wichtiger werden: Glauben Sie, Data Excellence wird eines Tages das Design als Kaufgrund Nummer eins überholen? Design und die Produktanmutung werden immer wichtig bleiben, das ist klar. Aber richtig ist auch: Die nahtlose digitale Vernetzung der Lebenswelten unserer Kund_innen wird zu einem entscheidenden Differenziator im automobilen Wettbewerbsumfeld. Umso wichtiger ist es, das Vertrauen, das unsere Kund_innen in die Marke Audi seit Langem haben, weiter auszubauen und immer wieder zu bestätigen. Mit faszinierenden digitalen Angeboten sowie einem effektiven, transparenten Schutz und Umgang mit ihren persönlichen Daten.